Ist das wirklich mein Blog?

•Donnerstag, 2. April 2020 • 2 Kommentare

Ja, muss wohl so sein. Ein paar der Mitwirkenden kommen mir vage bekannt vor und den Stil mag ich auch. Vor dreizehn Jahren hab ich das letzte mal geschrieben. Das ist so lange her, dass ich mich erst beim Lesen wieder erinnere. Noch immer neige ich dazu, Dinge mit aller Gewalt zu tun, um dann tagelang über Muskelkater zu jammern. Der Sohn hat tatsächlich mittlerweile gelegentlich an der Hecke herumgeschnippelt. Die Begeisterung hielt sich dermaßen in Grenzen, dass er sich bis nach Neuseeland verkrümelt hat – und im Moment kommt er Dank Corona nicht mehr heim. Bis Ostern soll er aber ganz bestimmt wieder da sein.

Der dicke rote Kater vom Profilbild ruht mittlerweile unter einem Lavendelbusch im Garten meiner Eltern. Dafür döst mitten auf dem Schreibtisch eine Waldkatzendame namens Kira. Der Schreibtisch steht wieder an dem Ort, wo er stand, bevor Sarah ein eigenes Zimmer bekam. Sarah hat jetzt eine eigene Wohnung in Nordrhein-Westfalen, wo sie – ganz Tochter einer krimibegeisterten Mutter – forensische Analytik studiert. Die Schnecken sind auch irgendwann sehr betagt im Schlaf gestorben – und haben fies gestunken danach. Nein, ich habe mich nicht um neue bemüht. Die Erfahrung war interessant, aber so eine Katze ist einfach kuscheliger.

Ich bin gerade dabei, meine Hobbies zurückzuerobern. Ich packe wieder die Nähmaschine aus und jetzt, wo sich alle Welt die Hände mit Seife wäscht, neigt sich der uralte Vorrat zur Neige und ich kann drüber nachdenken, neue zu machen. Habe hier im Blog Bilder von den früheren Werken gesehen und war selbst beeindruckt. Ja und meine lila Latzhose hab ich auch immer mal wieder an. Na mal sehen, ob sich jemand von früher hier blicken lässt. Zumindest das Webschaf blogt noch – wie schön.

Die Postbank ärgert mich

•Sonntag, 13. März 2016 • Kommentar verfassen

Neuerdings schwillt mir beim Online-Banking regelmäßig der Kamm.

Beim Öffnen der Postbank Seite begrüßt mich das Bild eines fröhlich lachenden Pärchens auf einer Couch. An sich ein fröhlich stimmender Anblick. Was könnte ich da schon wieder zu meckern haben?

Schauen wir uns die beiden doch einmal genau an:

Er sitzt in der Mitte, die Füße in der Luft und leicht gegrätscht. Wären in unserer Zivilisation  Hosen nicht so verbreitet, würde das Kerlchen uns seine Genitalien präsentieren .Die Arme hat er in einer „was kostet die Welt“ Geste weit ausgebreitet. Der Gute nimmt genau so viel Platz ein wie es irgend möglich ist. Und ist dabei locker und entspannt.

Daneben das Weibchen dazu. An der Seite des Bildes, die Knie sittsam geschlossen. Die Hände auf den Knien scheinen diese zusammen halten zu wollen. Die Schultern sind durch die Pose hochgezogen. Sie wirkt dadurch ausgesprochen verkrampft. Die Haltung ist so geschlossen, wie seine offen ist. Alles an Ihr scheint darauf ausgerichtet, ihre Körpermitte zu schützen und zu verbergen und zu allem Überfluss hat er noch sein Hand vor ihrem Gesicht.

Ich sehe das zu überempfindlich? Ich interpretiere da zu viel hinein? Oh nein. Das ist Werbung. Solche Bilder werden genau dazu gemacht, unterbewusst Signale zu setzen.

Nennen wir die beiden mal Anna und Timo. Timo ist der, der den Ton angibt und locker und entspannt sein Ding macht. Klar, dass Timo auch maßgeblich entscheidet, was mit dem gemeinsam erwirtschafteten Geld passiert, auch wenn Anna fast genauso viel verdient wie er. Ich möchte wetten, das Geld für die Miete, Strom und Heizung geht von Annas Konto ab und da Timo damals lieber die coole Altbauwohnung in der Innenstadt ganz in der Nähe von seinem Kumpel wollte, als die etwas bescheidenere im Außenbezirk, die Anna ganz vernünftig fand, ist nach dem Abbuchen dieser Posten nicht mehr viel los auf Annas Konto. Aber für die Einkäufe von Lebensmitteln, die sie nach der Arbeit noch schnell erledigt, reicht es schon noch.

Timo kümmert sich um die anderen wichtigen Dinge, wie Urlaube und dringende Anschaffungen wie den neuen Flachbild Fernseher und die Hifi-Anlage. Nur vom feinsten natürlich. Das muss er auch nicht mit Anna besprechen, die hat da ja sowieso keine Ahnung von. Für den Wäschetrockner, den Anna ganz gerne gehabt hätte, weil sie keine Lust mehr hat, die Wäschekörbe zum Aufhängen immer auf den Dachboden zu schleppen, hat’s nicht mehr gereicht. Ach komm, mein Hase hat Timo nur gemeint. Das hält deinen Popo knackig und du musst nicht oft in das Fitness-Center rennen. Dabei hat er ihr einen Klaps auf den Hintern gegeben und die Sache war gegessen.

Jetzt will Timo sich ein Motorrad zulegen, weil das einfach cool ist und schon immer sein Traum war. Eigentlich haben sie das Geld nicht, aber bei der Postbank gibt’s ja einen günstigen Kredit. Anna meint, dass das keine so gute Idee ist, weil ihr 12 Jahre alter Polo es vermutlich nicht über den nächsten TÜV schafft. Da sie keine Reserven haben, werden sie den schon finanzieren müssen. Außerdem fühlt sie sich hinten auf dem Motorrad überhaupt nicht wohl. Klar ist Timo ein souveräner Fahrer, aber das war ihr Cousin auch. Hat ihm aber gar nichts genützt, als ein 85jähriger beim Linksabbiegen von der Landstraße die entgegenkommende Maschine übersehen hat.

Sei kein Spielverderber, Hase, meint Timo dazu nur. Und wenn es so gar nicht für ein neues Auto reicht, werden sie das Baby, das im Winter kommt, halt dick eingepackt zwischen Anna und ihn klemmen oder so. Irgendwas wird ihnen schon einfallen, sagt Timo, breitet mit einer großzügigen und lässigen Geste die Arme aus  und lacht. Und Anna lacht mit, ein bisschen verkrampfter halt und ziemlich aufgesetzt. Und dabei schließt sich ihr Körper schützend um das Kind.

Ja, meine Phantasie geht leicht durch. Aber wenn ich solche Bilder sehe, ausgerechnet auf der Startseite einer Bank, dann wundert es mich nicht mehr, dass Frauen in Deutschland fast ein Viertel weniger verdienen als Männer. Denn die Signale, die auf diese Art und Weise gesetzt werden, tun ihre Wirkung.

 

Familientraditionen oder wie das mit Dornröschen wirklich war

•Dienstag, 17. Dezember 2013 • 1 Kommentar

Weihnachtszeit, besinnliches Beisammensein mit den Kindern. Zwei Nähmaschinen rattern. Meine Maschine stickt Weihnachtsmotive in Delfter blau auf einen Tischläufer und die der Tochter tackert einen ausgefransten Hosensaum um. Das Kind probiert herum. Fragt als erstes nach dem Nahttrenner und kurz danach nach einem Pflaster. Ich schaue um die Ecke und sehe einen dicken Tropfen Blut, schreie „Weg vom Tisch“  Nicht etwa, weil es jemanden zu defibrillieren gäbe, nein, weil ich nicht möchte, dass Blutflecken auf die Stickerei kommen.

Dann saugen wir das Blut mit Toilettenpapier auf und die Tochter findet, der Finger werde dick. Darauf hin kühlt sie ihn unter fließendem Wasser, bis auch kein Blut mehr fließt. Ich hole Pflaster und mosere gerade, dass das Pflaster auf feuchter Haut nicht kleben werde. Da greift sich das Töchterlein an die Stirn, spricht : „mir wird schlecht“ und sackt auf die Rückenlehne der Couch. Ich zerre sie hintenüber auf die Polster, lege ihr die Beine hoch,  trotzdem kippen die Augen nach hinten, das Kind ist nicht mehr ansprechbar. Dahin ist die Besinnlichkeit, auch wenn meine Nähmaschine ungerührt weitertackert.

Ich rufe ihren Namen, sie zittert etwas, antwortet aber nicht. Ich rufe nochmal und patsche auf ihrem Gesicht herum. Endlich guckt sie wieder geradeaus und fragt, was passiert ist. Du bist umgekippt, sage ich wesentlich ruhiger als ich mich fühle. Vor Schreck heult sie los und ich sitze da und möchte gerade mitheulen.

Die Umkipperei in genau diesem Alter hat bei uns nämlich Familientradition. Mit dreizehn habe ich damals damit angefangen. Ich stand neben meiner hochschwangeren Mutter an der Supermarktkasse und platsch, weg war ich. Ich bin immer umgekippt, wenn ich vorher Fieber gehabt habe. meine Mutter, wenn sie Blut sah oder einen ordentlichen Schecken bekommen hatte, meine Oma, wenn sie Weihrauch roch und auch meine Tante kennt sich vorzüglich damit aus.

Die Krönung war, wie ich einmal nach einer durchfieberten Nacht vom Stuhl rutschte und meiner Mutter so einen Schrecken einjagte, dass sie ebenfalls aus den Latschen kippte. Meine Oma, die meine Mutter gerade zur Hilfe gerufen hatte, stand dazwischen und wusste nicht, wessen Beine sie nun hochhalten sollte und mein zufällig dazu gestoßener Cousin kommentierte die Szene mit „Sagt mal, spinnt ihr?“ Das war der Moment, in dem ich wieder zu mir kam.

Keiner braucht sich in dieser Familie also Sorgen machen, wenn ein Teenager zu Boden geht. Soweit die Theorie.

Mir allerdings gingen alle möglichen Szenarien durch den Kopf, während mein Verstand mit „kennen wir doch, kennen wir doch“ dagegen anbrüllte.

Höchstens 3 Sekunden war das Kind weg, aber mir kam es wie hundert Jahre vor. Und ich bin mir sicher, Das Märchen vom Dornröschen ist genauso entstanden.

Neulich bei den Chippendales – oder Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs

•Montag, 18. November 2013 • Kommentar verfassen

Irgendwann im Sommer, nach dem Genuss von reichlich Gegrilltem und nicht ganz alkoholfreien Getränken nahm mich eine frischegebackene Single-Frau beiseite und schlug vor, einer gemeinsamen Freundin Karten für die Chippendales zum Geburtstag zu schenken. Ganz ehrlich wäre ich vorher nicht im Traum auf die Idee gekommen, die Jungs sehen zu wollen, Denn wenn ich knusprige Kerle anschauen will, gehe ich in eine Kletterhalle. Da hängt dieses Kaliber durchaus an den Wänden und bietet sich an, mich aufzufangen, wenn ich von denselben unfreiwillig abgehe. Und je nach Konstitution des freundlichen Sportlers kann ich entscheiden , ob ich mich noch weiter die Wand hinauf quäle oder der Schwerkraft ihren Lauf lasse. Hab ich also alles gar nicht nötig, aber der Rotwein und die laue Sommernacht…
Letzte Woche war es dann soweit. Bis Ludwigshafen musste man fahren, denn schon im Sommer waren die Auftritte im November ziemlich ausgebucht.
Wir gurkten also Richtung Mannheim, fanden auch Ludwigshafen und näherten uns dem Pfalzbau, der freundlicherweise ein Parkhaus direkt im Keller hat. Schon aus einiger Entfernung sah man das Publikum strömen. Und es war nicht nur vorwiegend weiblich, es war ausschließlich weiblich. Aber sowas von ausschließlich. Ich weiß nicht, wie viele hundert Personen in den großen Saal im Pfalzbau hineinpassen, aber zunächst einmal sah es aus, als hätte eine fürchterliche Seuche alle Y-Chromosomen-Träger von der Erde getilgt.

Einen Typen sah ich später im Foyer, bei dem man sich nicht so recht sicher sein konnte und nach der Vorstellung war da einer, der sehr verbittert schaute, aber es kann sein, dass der nur jemanden abholen sollte. (aber definitiv keine Lust dazu hatte)

Ansonsten Weibsvolk in so ziemlich jeder Altersklasse. Ab zwanzig bis in die Siebziger alles da. Von legeren Mädels in Jeans bis zu Ausgehrobe und frischem Friseurbesuch war alles vertreten. Und wir mittendrin in jeder Hinsicht.

Und dann die Chippendales. In der Tat haben die Herrschaften Körper, die wenig zu wünschen lassen. Außer man mag es nicht zu muskulös. Sie tanzen hübsch und einige können sogar erschreckend gut singen. Und, sie ziehen sich aus. Soweit so gut.

Viiiiiiel interessanter ist aber das Publikum. Die Jungs, noch vollbekleidet, schwingen nur einmal die Hüfte und Hunderte von Frauen jeden Alters kreischen los. Unfassbar. Ein gut aussehender Mann, der die Hüften kreisen lässt und der Teufel ist los. Würde das in Salsaschulen zum Regelfall, hätten wir dort vermutlich keinen einzigen Tänzer mehr.

Und wenn dann die Hüllen fallen und die Unterhemden zerrissen werden und ins Publikum fliegen, ist der Tumult perfekt. Ganz zu schweigen von den Momenten wo man die nackten Hintern zu sehen bekommt.

Wow! Ich behaupte mal, dass um gutaussehende Stripperinnen nicht so ein Bohei veranstaltet wird, egal wie gut die Show ist. Wieso ist die männliche Physiognomie so kreisch-geil, während Shows mit nacktem Frauenfleisch zwar genossen werden, aber völlig ohne sich zum Affen zu machen. Liegt es daran, dass der männliche Trieb zu durchgeknalltem Verhalten schon regelmäßig in Fußballstadien sein Ventil findet? Wer hat eine Idee?

Rüsselpest!

•Montag, 18. November 2013 • Kommentar verfassen

In den letzten Jahren eher selten ist bei mir der Befall mit Rüsselpest geworden. Wollte schon glauben, dass ich das nie wieder bekomme. Aber nun hat es zugeschlagen. Kratzen im Hals, Triefnase und fieser Husten zwingen mich quasi auf die Couch. Macht aber nichts. Es gibt ja den Onleihe-Verbund Hessen. Und ein neues Blog zum Lesen für naturwissenschaftlich Interessierte. Wünschte mir fast, mein Sohnemann wäre schon etwas weiter mit Englisch, denn daran hätte er auch Spaß.
http://www.science-at-hand.blogspot.com

Meine Männer

•Mittwoch, 26. Juni 2013 • Kommentar verfassen

Ich habe einen Dienstagsmann und einen Mittwochsmann. Das sind nämlich die Tage, an denen ich Salsa tanzen gehe. Der Dienstagsmann ist mit einer Salsatänzerin verheiratet, tanzt aber nicht im Kurs mit ihr, um seine Ehe nicht zu gefährden. Ich kann das verstehen. Ich habe kein Problem damit, dass jemand mich zum fünften Mal bei einem Outside-Turn nach innen zu drehen versucht.

Wenn dieser Jemand allerdings zuverlässig seine Socken auf der Couch liegen lässt, den Hochzeitstag vergessen hat und schon wieder diesen blöden Freund mit zum Essen gebracht hat, kann eine falsch geführte Rechtsdrehung schon mal zu einer Katastrophe führen. Also rette ich die Ehe des Dienstagsmanns und freue mich, dass er mich meistens in die richtige Richtung dreht.

Der Mittwochsmann ist nicht verheiratet.  Davon abgesehen, dass er rechts und links und Inside-Turn und Outside-Turn zuverlässig unterscheidet, ist er taktsicher, riecht gut und schaut putzig drein. Und er tanzt ganz gerne mit mir. Er hat also einen richtig guten Geschmack.

Das Dumme ist nur, dass der Mittwochsmann frisch verliebt ist. Seine Liebste lernt Salsa tanzen. Aber sie braucht noch ein Weilchen, bis sie bei uns mittanzen kann. Aber dann wird es eng für mich. Ich hoffe bloß, dass sie bald zusammen ziehen – und dass er seine Socken auf der Couch liegen lässt… 

Bodytalk

•Sonntag, 23. Juni 2013 • 6 Kommentare

Wenn eine eine Hecke hat, dann muss sie sie auch schneiden. Meine Thuja-Hecke ist über zwei Meter hoch und etwa 25 Meter lang. Bisher habe ich schneiden lassen. Jedes männliche Wesen in meiner Umgebung, das keine ausreichend gute Ausrede hatte, durfte mal daran herumschnippeln. Die meisten hatten nach dem ersten Mal fortan eine gute Ausrede parat. Ein paar mal habe ich jemanden gefunden, der gegen Geld dazu bereit war, das Gewächs in Form zu bringen. Aber auch das ist ein gewisser Aufwand. Handynummern ändern sich und dann muss ja auch noch das Wetter am vereinbarten Termin mitmachen.

Gestern herrschte das perfekte Wetter, und die lila Latzhosenträgerin  in mir erwachte. „Es gibt zwar ein paar Dinge, für die ein Mann wirklich besser geeignet ist, aber  – Pfffft – so eine doofe Hecke zu schneiden gehört sicher nicht dazu!“ dachte ich und stand wenige Minuten später mit der elektrischen Heckenschere auf der Straße. Verlängerungskabel eingestöpselt und los!

Parallel zur Hecke von unten nach oben gezogen, kappte das Messer überstehendes Grün mit einem dezenten Brrrrt. Bis etwa in Hüfthöhe. Dann bemerkte ich, dass so eine Heckenschere ein Eigengewicht hat. Nicht viel Gewicht. Ein paar Kilöchen höchstens. Um den Bereich weiter oben zu scheren, stellte ich die Klinge senkrecht  und fuhr seitwärts durch’s Geäst. Um nach ganz oben zu kommen, musste ich das Ding schon recht weit heben und die paar Kilöchen machten sich deutlich bemerkbar.

Ich trat zurück und bewunderte mein Werk. Wunderbar! Fast ein Meter war geschnitten. Dann blickte ich an den restlichen 24 Metern der Hecke entlang, wog die Heckenschere in meinen Armen, bedachte, dass die Hecke auch noch eine Innenseite hat und eine Oberkante und  überlegte, wo ich doch noch einen Kerl herbekommen könnte, der gegen Geld, Nahrung oder so ziemlich alles, was er haben wollen könnte (jaaaaaaaaaaaaaaa, so ziemlich alles!!!!) den unwesentlichen Rest der Hecke schneiden würde.

Die Dame in der lila Latzhose schrie empört auf, ich schaute entschlossen drein und knöpfte mir den nächsten Meter vor. Und den nächsten und den nächsten. Junge kräftige Männer kamen vorbei und boten mir an —- in ihrem Garten weiter zu machen. Als die Außenseite fertig war, fuhr ich den Heckenschnitt zum Bauhof und dachte mir, dass ich mir die Innenseite ein andermal vorknöpfen könnte. Aber ich wusste genau, dass ich das nicht tun würde. Also schüttelte ich die tauben Arme aus und machte weiter. Die Oberkante hatte den Vorteil, dass ich die Heckenschere darauf ablegen konnte, wenn es gar nicht mehr ging. Und es ging ziemlich oft nicht mehr. Ein Nachbar – ein etwas älterer – kam und streckte mit ermutigendem Grinsen beide Daumen in die Höhe.

„Morgen werden meine Arme nicht mehr mit mir reden“, meinte ich und er – ebenfalls Gartenbesitzer – stimmte mir zu.

Wie haben wir uns geirrt!!!

Meine Arme reden mit mir. Seit gestern Abend. Ununterbrochen! Es begann mit: „Sag mal, hast Du sie noch alle?“ Es ging weiter mit: „Ist Dir klar, dass Du den Hauptteil Deiner wachen Zeit sitzend in einem Büro verbringst, die Hände auf einer Tastatur abgelegt – mit einem komfortablen Polster unter den Handgelenken? Wann hast Du uns zuletzt zu etwas Anstrengenderem als Geschirrspülen benutzt? Bist Du von allen guten Geistern verlassen?“  Ich setzte mich vor den Fernseher und versuchte das Gezetere mit einer Doku auf Phönix zu übertönen. Vergeblich. „Ist Dir eigentlich klar, wie alt Du dieses Jahr wirst? Und dass Du vom Joggen zwar viel redest, es aber nie tust? Ja, komm uns mit dem Tanzen. Klar machst Du das mehrmals die  Woche, aber bei der Salsa hebt Dir ja Dein Tanzpartner die Arme über den Kopf. Dein Job besteht darin, sie locker zu lassen, damit es nicht klemmt.“ Ja, tanzen gehen wollte ich auch gestern Abend. Eine Salsaparty bei uns im Ort. Selten und zu Fuß zu erreichen, doch meine Arme lästerten nur hämisch. „Versuch doch mal Dich umzuziehen. Ohne uns jedenfalls! Schon mal ne Strumpfhose mit den Zähnen hochgezogen? Und Deine Handtasche kannst Du Dir um den Hals hängen. Wir tragen heute nix mehr, was schwerer ist als das Glas mit der Magnesiumtablette drin. Und selbst dafür brauchst Du uns beide. Tanzen gehen , hahaha…“

Ich resignierte, richtete mich vor dem Fernseher ein und hoffte, dass meine Arme irgendwann die Klappe hielten. Das taten sie tatsächlich irgendwann und ich ging ins Bett. Nach nur wenigen Stunden Schlaf bin ich wieder aufgewacht.

Mein Rücken! Er brüllt mich an. Und was der von sich gibt, ist nicht zitatfähig. Hier könnten ja Kinder mitlesen oder zart besaitete Gemüter. Ich habe die Musik laut aufgedreht, damit ich es nicht hören muss. Der Dame mit der lila Latzhose hab ich gesagt, dass sie einfach nur die Fresse halten soll oder war das mein Kapuzenmuskel?

Kein Witz!

•Donnerstag, 20. Juni 2013 • Kommentar verfassen

Bei meinem Lieblingsdiscounter gibt es eine neue Mitarbeiterin. Eine Orientalin mit so einem hübschen Gesicht, fröhlichen Augen, perfekt gezupften Augenbrauen und tollen Haaren, dass man sich glatt wünscht, die Kopftuchpflicht in diesem Kulturkreis würde viel strenger durchgesetzt.
Nein, ganz im Ernst. Ich habe diese Frau jetzt vier mal an der Kasse sitzen gesehen und immer war sie so gut gelaunt, selbstbewusst und fröhlich, dass ich mich selbst immer gleich viel besser gefühlt habe. Wie oft mosere ich im Büro herum, weil Leute sich unmöglich aufführen. Wie oft finde ich meinen Job unsagbar öde. Und diese junge Frau, die bestimmt oft genug mit ungeduldigen Kunden zu tun hat und die sich sicher auch spannenderes vorstellen kann als das Piep-Piep des Scanners macht diesen Job mit einem solchen Elan, dass ich sie fast beneiden möchte. Statt dessen grinse ich zurück und klaue mir was von dieser Fröhlichkeit.

Ich wollte ihr heute mal sagen, wie toll ich das finde, dass sie immer so nett ist, aber das wäre vielleicht peinlich gewesen. Statt dessen schielte ich auf ihr Namensschild und stellte fest, dass ich es mit Frau Döner zu tun habe. Und dann dachte ich, dass es toll ist, nur gelegentlich Dany plus Sahne genannt zu werden, wenn man bedenkt, dass man dieser Frau bestimmt oft genug was von einer Zwiebel auf dem Kopf vorsingt. Und ich grinste weiter und biss mir auf die Zunge um mir jeden bestimmt schon dagewesenen Kommentar zu verkneifen. Und Frau Döner guckte mich an, guckte auf ihr Namensschild und grinste zurück. Ich hatte den Eindruck, sie platzte fast vor Lachen. Manchmal mal sind nicht gemachte Witze einfach die besten…

Wieso?

•Mittwoch, 19. September 2012 • 2 Kommentare

Wieso behalte ich eigentlich dieses Blog, wenn ich so gut wie gar nicht mehr darin schreibe?

Weil ich mir tatsächlich einbilde, dass ich demnächst wieder hochinspiriert Dinge von mir gebe, nach denen die Welt förmlich hungert?

Es ist nicht so, dass in meinem Leben nichts mehr passiert. Nur habe ich entweder keine Lust, das in die Weltgeschichte zu posaunen, oder ich habe Bedenken, wer da wohl alles mitliest und sich seinen Teil denkt.

Es ist nicht so, dass ich gar keine Zeit habe und auch Ideen sind da. Nur meine eigene Begeisterung für den Krempel lässt auf dem Weg an den Rechner schon nach.

Andererseits ist ein brachliegendes Blog auch schon eine Aussage.

Und da gibt es noch Facebook, wo man seinen Senf ja auch loswerden kann.

Ich bin wirklich unentschlossen, wie es hier weiter gehen soll.

Primark – der große Horrorladen

•Freitag, 13. April 2012 • 1 Kommentar

Meine hellauf begeisterten Kinder  berichteten mir von einem Beutezug bei Primark im Nordwestzentrum. Alles superdoll und so superbillig, dass ich mir das mit superdoll nicht so richtig vorstellen konnte. Sie wollten mir das unbedingt zeigen und deshalb haben wir unseren vorletzten Ferientag den Göttern des Konsums geopfert. Das Abenteuer, aus dem Parkhaus in das Einkaufszentrum zu finden, lasse ich hier mal aus. Leute, die mich und meinen Orientierungssinnn gut kennen, denken sich einfach ihren Teil.

Beim Betreten des Ladens klappte mir dann erst mal der Kiefer runter – aber nicht vor Begeisterung. Es stank dermassen nach Chemikalien, dass es einem sofort in den Lungen brannte. Kunden mit Beutesäcken, in die die Kleidung gestopft wurde, als ginge sie direkt in die Altkleidersammlung, trampeteln über auf dem Boden liegende Ware. Dabei blieb auch durchaus einiges auf der Strecke. Schlangen vor der Umkleide – besonders bei den Damen und noch längere Schlangen an den Kassen weckten in mir den dringenden Wunsch, dass wir bitte, bitte nichts finden mögen. Auf den Etiketten der Bekleidung kein Hinweis auf das Herstellungsland. Immer lauter die Frage: Will ich hier wirklich etwas kaufen?

Die Kunden behandelten die Ware schon wie Müll, bevor sie sie kauften. Stoische Verkäufer legten endlos Klamotten zusammen, aber das Chaos blieb. Was zur Hölle weckt solchen Vandalismus in ganz normalen Leuten.

Ich bin weiß Gott kein großer Weltverbesserer. Wir essen Fleisch von unglücklichen Hühnern und Kartoffeln, die so behandelt sind, dass sie niemals keimen. Ich trinke Wasser aus PET-Flaschen und glaube trotzdem, dass ich eine sagenhafte Lebenserwartung habe. Ich trenne Müll halbherzig und ja – ich kaufe auch Turnschuhe von Marken, die schon mit Kinderarbeit in Verbindung gebracht wurden. Aber dieser Laden hat mein Ignoranz-Potential ganz klar überfordert.

Ob’s die giftigen Dämpfe waren, die jegliche Wertschätzung der Ware und Rücksicht den Verkäufern gegenüber zu Tode ätzten? Wer so mit seiner Umwelt umgeht, dem ist es auch scheißegal ob die indische Arbeiterin Krebs von den Azofarben bekommt, oder ob sie von 12 Stunden Arbeit täglich ihre Kinder ernähren kann.

Wir verließen den Laden fluchtartig und zumindest ich werde nicht zurückkehren. Ich will nicht, dass mein Sohn schwarze Beine von neuen Hosen bekommt und meine Tochter die Krätze von den hübsch bunten Kleidchen. Und ich will nicht dieselben Klamotten tragen, wie Leute, die sich im Laden wie Russen am kalten Buffet benehmen, auch wenn das jetzt mal eben politsch unkorrekt gewesen sein könnte.